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Wenn der Styled Shoot zur „Mogelpackung” wird…

In der Hochzeitsfotografie macht seit längerer Zeit ein neuer Trend die Runde: Styled Shoots oder auch neuerdings Inspiration Shoots genannt oder nur Inspiration, oder auch Weddingstyled Shoots.

Anfangs galten diese Fotosessions der Deko und den Stills - so taten sich mehrere Dienstleister zusammen, für die es schwer war, schöne Bilder ihrer Location, Dekoration, Floristik, Torten, Papiterie-Produkte etc. zu bekommen. Nach und nach kamen immer mehr Fotografen auf die Idee, auch Brautpaare in diese Shootings zu integrieren, und wenn kein echtes Paar zur Verfügung stand, dann wurden eben Models gecastet, die ein solches spielten. Da sich dieser Trend schnell großer Beliebtheit erfreute, wurde immer mehr dazu inszeniert. Mittlerweile gehen Styled Shoots soweit, dass nicht nur „Brautpaare”, „Bridemaids” und „Best Men” organisiert werden, sondern es werden sogar „Hochzeitsgäste” gecastet, die diese „Scheinhochzeit” so echt wirken lassen, wie eine reale Hochzeit. Für angehende Brautpaare unmöglich zu erkennen, was echt ist und was inszeniert. Selbst ein erfahrener Hochzeitsfotograf vermag bei vielen Bildern den Unterschied nicht zu sehen.

Würden jetzt diese Styled Shoots zur Übung für Fotografen dienen, oder, wie von vielen geschrieben wird, als Inspiration für Hochzeitspaare, wäre das soweit in Ordnung, wenn diese klar als gestellte Shootings gekennzeichnet würden. Aber leider tauchen Fotos aus diesen Shootings immer häufiger auch zum Aufhübschen in Portfolios auf Webseiten auf. Websiten der Fotografen, die nicht warten wollen, oder sich nicht trauen, ihre Portfolios mit echten Hochzeiten zu präsentieren. Es werden sogar ganze Workshops um einen Styled Shoot angeboten, mit der klaren Offerte, die dort entstandenen Bilder für das Portfolio nutzen zu können…und dann wird eine klare Mogelpackung draus, denn ein
Styled Shoot, oder ein Workshop haben sehr wenig mit den Bedingungen zu tun, unter denen man bei einer echten Hochzeit fotografiert!

Ich zeige euch mal einige Situationen auf, in denen sich Styled Shoots wesentlich von echten Hochzeiten unterscheiden:


Wetter
Styled Shoot: Nur bei gutem Wetter oder stahlendem Sonnenschein.
Echte Hochzeit: Du musst es nehmen wie es kommt und das beste draus machen! Wenn´s regenet - improvisieren!

Location
Styled Shoot: Tolle Locations - Budget egal, da alle Dienstleister von den Bildern profitieren!
Echte Hochzeit: Budget!!

Dekoration
Styled Shoot: Dekorateure und Floristen sind immer beteiligt. Tolle Arrangements, üppige Floristik, Bugdet egal.
Echte Hochzeit: Budget!!

Portraitshooting
Styled Shoot: Eine oder mehrere tolle Locations werden ausgesucht, Entfernung ist Nebensache, da genügend Zeit vorhanden ist, meistens 3-4 Stunden. Man kann zwischendurch auch mehrere kleine Pausen einlegen.
Echte Hochzeit: Gratulationen, Sektempfang, Luftballonsteigen, Catering, Abendprogramm - und irgendwo dazwischen das Paarshooting. Shootingzeit oft nur 30-45min - Location wg. Zeitmangel direkt vor Ort, und die ist nicht immer besonders fotogen! Je weniger Zeit, desto unentspannter das Shooting.

MakeUp
Styled Shoot: Eine Stylistin ist die gesamte Zeit anwesend und kann immer wieder die Frisur und das MakeUp nachbessern.
Echte Hochzeit: Wenn die Braut bereits verschwitzt ist und die Frisur „vom Winde verweht”, hilft nur die Dose Haarlack im Handgepäck, denn die Stylistin ist längst bei einer anderen Hochzeit, oder schon wieder zu Hause.

Licht
Styled Shoot: Man hat Zeit auf das optimale Licht zu warten, oder besser, man setzt z.B. das Paarshooting zur optimalen Zeit an. Untergehende Sonne, mit weichem Licht, ist sehr beliebt.
Echte Hochzeit: Der Programmablauf bestimmt den Zeitpunkt und die Dauer - die Gesellschaft wartet, der Caterer möchte mit dem Menü starten etc.! Wg. Zeitmangel wird das Paarshooting auch manchmal vor der Trauung angesetzt, zur Mittagszeit - schlechtes Licht, unentspanntes Brautpaar!

Trauung
Styled Shoot: Auch hier wird gerne die späte Nachmittagssonne „gewählt” für eine Trauung im Freien. Die Hochzeitspaare, die Redner/Pfarrer und alle „Gäste” wissen genau, wie sie sich zu bewegen haben. Der Fotograf kann jederzeit Situationen „einfrieren” und solange korrigieren und fotografieren, bis der Moment passt.
Echte Hochzeit: Jeder Schuss muss sitzen, und zwar schon beim ersten Mal…und mal schauen, wie gut die Bilder der gestellten Trauung noch sind, wenn der gecastete „Onkel Bob” anfängt für sein eigenes Portfolio zu fotografieren…

…und es gibt noch viele weitere Situationen!


Fazit: Styled Shoots sind keine echten Hochzeiten und sollten den Brautpaaren nur zur Inspiration dienen, den Fotografen zur Übung. Wenn Bilder daraus ungekennzeichnet in Portfolios auftauchen, dann täuschen euch die meisten dieser Fotografen bewusst mit gestellten Aufnahmen, ein Bildniveau, dass sie höchstwahrscheinlich bei eurer Hochzeit (echte Hochzeit) nicht halten können! Achtet bei der Wahl eures Fotografen gut auf diesen Unterschied und sprecht euren Wunschfotografen direkt darauf an, damit ihr am Ende nicht eine bittere Enttäuschung erlebt.
Verwechselt aber nicht Styled Shoots mit After-Wedding-Shootings - die werden mit echten Brautpaaren gemacht, eben nur zu einem späteren Termin, damit man genug Zeit hat und am Hochzeitstag die Gesellschaft nicht stundenlang sich selbst überlässt.
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Die Trauzone als „Prüfstand“

Immer häufiger hören wir, dass der Pfarrer das Fotografieren während des Traugottesdienstes sehr stark einschränkt , oder sogar ganz untersagt.

Das digitale Zeitalter hat außer den angenehmen Vorzügen der technischen Möglichkeiten auch einen negativen Aspekt in die Hochzeitsfotografie getragen: Unerfahrene Fotografen, die sich unsensibel in Kirchen bewegen, oder im Mittelgang liegen, um scheinbar spektakuläre Perspektiven zu shooten. Hochzeitsgäste, die bewaffnet mit Handys und 27“-Tablets kreuz und quer durch den Altarraum laufen, ohne Respekt vor der spirituellen Zeremonie. Da gerät ein Traugottesdienst schnell mal zur vermeintlichen Castingshow. Vielen Geistlichen ist das mittlerweile zu unruhig - verständlich!

Dieses „angeschlagene“ Verhältnis zwischen Kirche und Fotografen wollen wir in den kommenden Jahren wieder in Ordnung bringen. Mit der
Trauzone ist eine Plattform entstanden, die sich ausschließlich dieses Thema zur Aufgabe gemacht hat. Wir haben zusammen mit Geistlichen ein Trainingsprogramm ausgearbeitet und bieten den ersten Prüfstand für angemessenes Verhalten von Fotografen in Kirchen an. Die Trauzone sieht sich nicht als Kontrollinstanz, sondern als Versuch des Dialoges zwischen Pfarrer und Fotografen. Wir trainieren und prüfen uns, und übernehmen damit die Verantwortung unseren Paaren gegenüber, damit das Fotografieren bei Traugottesdiensten nicht noch schwerer und immer seltener wird. Wir schützen auch die Interessen unserer Kollegen, die nach uns in den selben Kirchen fotografieren wollen - schließlich erwarten wir von anderen Hochzeitsdienstleistern auch, dass sie „über ihren Tellerrand“ schauen - und das sollten wir auch tun.

Der geprüfte Status eines
Trauzonen-Fotografen - das Zertifikat - soll dem Geistlichen ein Gefühl der Sicherheit geben und somit beiden Seiten die jeweiligen Aufgaben in Kirchen erleichtern. Der Pfarrer kann sich darauf verlassen, dass der zertifizierte Fotograf weiß, wie er sich in Kirchen zu bewegen hat.
Freund oder Feind?
Hochzeitsportale im Fokus
Thema Hochzeitsportale

Hochzeiten sind für viele Branchen zu einem guten Geschäft geworden. Alle möglichen Dienstleistungen werden auf die Bedürfnisse von Brautpaaren zurechtgeschnitten, die Medien bringen Extra-Formate zu Hochzeiten raus, vielen Produkten wird der Wortteil -Hochzeit- hinzugefügt und als „must have“ angeboten - ja man könnte sagen der Hochzeitsmarkt boomt! Das Internet bietet zudem Platz für unzählige Hochzeitsportale, die meist mit einem Sammelsurium an Dekoideen und Tipps Brautpaaren als Helfer zur Seite stehen.

Aber sind alle Tipps wirklich gut und realistisch? Ich habe mir mal die Mühe gemacht einige Artikel mit Tipps zur Hochzeitsfotografie durchzulesen und musste dann doch öfter mal den Kopf schütteln, wie unprofessionell manche Aussagen sind, häufig auf Portalen die Budget-Rechner oder Kalkulationen anbieten. Einerseits umwerben uns diese Portale, um ihre Listen mit Hochzeitsfotografen zu füllen, andererseits liest man dann Tipps wie…
“Bitten Sie ein Familienmitglied oder einen guten Freund Ihre Hochzeit zu fotografieren und sparen Sie bis zu 3.000.- €…“ Wie unseriös, frei nach dem Motto: Mal schaun´, ob´s was wird! Da könnte man auch schreiben, bieten Sie Ihren Gästen nur Currywurst an und sparen Sie noch mehr!
Es gibt für jedes Budget den passenden Fotografen und ich habe vollstes Verständnis dafür, dass manchen Paaren die Hochzeitsfotos nicht so wichtig sind, oder das Gesamtbudget zu klein ist für einen exklusiven Hochzeitsfotografen. Das ist immer eine Frage der Prioritäten, aber solche „Tipps“ helfen nicht, denn die sind
keine Lösung, sondern die falsche Entscheidung!

Was mir noch sehr unangenehm aufgefallen ist, waren einige Artikel mit Tipps, was ein Hochzeitsfotograf anbieten sollte oder müsste. Da wird z.B. geschrieben: „Fordern Sie von Ihrem Hochzeitsfotografen alle getätigten Aufnahmen und bestehen Sie auch auf die RAW-Dateien“… alleine schon die Ausdrucksweise lässt auf unzureichendes Grundwissen und fehlende Sensibilität schließen - ganz zu Schweigen vom Inhalt dieses „Tipps“, denn seriöse Hochzeitsfotografen bieten meist keine unbearbeiteten Bilder an. Das wäre dann zu Analog-Zeiten in etwa so gewesen, dass euch der Fotograf die Filmkapseln in die Hand gedrückt hätte, mit den Worten: „Die müssen noch entwickelt werde.“

In der Praxis sieht das beispielsweise so aus: Bei einer Ganztagsreportage werden erfahrungsgemäß zwischen 2.000 bis 4.000 und mehr Bilder gemacht. Die erste Frage, die sich mir förmlich aufdrängt:
Was wollt ihr mit so vielen Aufnahmen? Zumal sich in einer Serie mehrere aufeinander folgende Aufnahmen sehr ähnlich sind und ihr getrost dem Fotografen die Auswahl überlassen könnt, welche er bearbeitet. Eine Raw-Datei ist ein unkomprimiertes Datenformat mit einer Größe von bis zu 40 MB und mehr, je nach Kameraleistung (Megapixel) und eingestellter Auflösung. Auf vielen Endgeräten kann dieses Format ohne Zusatzprogramm nicht ausgelesen werden und die gesamte Datenmenge, die sich aus einer Hochzeitsreportage ergibt, liegt bei + / - mehr als 100 GB.
Abgesehen von den „Roh-Daten“ bucht ihr doch euren Hochzeitsfotografen meist auf Grund seiner
Bildsprache, die sich wiederum zu einem großen Teil über die Bildbearbeitung zeigt. Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist der Bearbeitungsstil mindestens so wichtig, wie die Bildkomposition an sich. Mal anders gefragt: Geht ihr zu eurem Konditor, der liebevoll eure Hochzeitstorte kreiert hat und fordert den übrig gebliebenen rohen Teig?

Fazit: Ich möchte jetzt nicht nur Kritik üben und diesen Artikel als Kampagne gegen Hochzeitsportale ausdehnen, denn viele Portale arbeiten seriös und bieten richtig gute Tipps an. Aber in Fragen zur Hochzeitsfotografie würde ich euch empfehlen direkt einen Fotografen eurer Wahl anzusprechen. Vereinbart ein Treffen und fragt, was ihr gerne wissen möchtet. Ihr werdet dann spüren, wie gut ihr zueinander passt, und orientiert euch bitte nicht zu stark an dem, was auf Portalen oder in Foren steht, denn das ist oft sehr unrealistisch!